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Bilder: Zoo Zürich, Nick Soland

«Kaltgestellt» – Eiszeit im Zoo

Sonderausstellung

bis 30. März 2025 / Zoo Zürich

Seit 1. November ist der Zoo Zürich um einige besonders haarige Tiere reicher: Lebensgrosse Eiszeittiere bevölkern über den Winter das Flugfeld neben der Lewa Savanne. Was hat die letzte Eiszeit mit dem Klimawandel heute zu tun? Das – und vieles mehr – erfährt man in der Sonderausstellung «Kaltgestellt», die bis 30. März 2025 auf dem Flugfeld in der Lewa Savanne gastiert. Dabei trifft man auf siebzehn Eiszeittiere, die sieben verschiedenen Arten angehören

Die Tiere der letzten Eiszeit waren gross und zottelig. Sie lebten angepasst an die Kälte und weite Steppen. Doch vor rund 24’000 Jahren erwärmte sich das Klima nach und nach: Der Meeresspiegel stieg und Wasser flutete das Land. Anstelle der Steppen wuchsen Wälder. Viele Tiere konnten in der neuen Umwelt nicht überleben. Jene, die es schafften, zogen nach Norden – wo sie dann durch die Jagd von Menschen gänzlich ausgerottet wurden.

Artensterben heute
Viele Verwandte der Eiszeitriesen kämpfen heute wieder ums Überleben. Doch heute sind wir Menschen die treibende Kraft: Wir zerstören Lebensräume, bejagen die Tiere und verändern mit unseren Umwelteinflüssen das Klima in rasender Geschwindigkeit. Das menschengemachte Artensterben übertrifft dasjenige der letzten Eiszeit um ein Mehrfaches.

Riesenhirsch / Megaloceros giganteus
Der Riesenhirsch gehört zur Familie der Hirsche und war wahrscheinlich der grösste Vertreter dieser Familie. Männliche Tiere bildeten ein riesiges Geweih aus, das eine Spannweite von 4 m erreichte und bis 50 kg schwer werden konnte. Erstaunlicherweise wurde das riesige Geweih des männlichen Riesenhirsches jedes Jahr abgeworfen und musste unter hohem Energieaufwand wieder aufgebaut werden. Diesen «Geweihwechsel» vollzieht auch heute noch z.B. der einheimische Rothirsch. Eine weitere Parallele dieser beiden Hirsche ist die Brunft, in welcher die Männchen mit ihren Geweihen imponierten und um die Gunst der Weibchen warben.
Als letztes Rückzugsgebiet der Riesenhirsche wurde bisher die Insel Irland angenommen. Die Isolation führte jedoch zu einer Abnahme an genetischer Vielfalt, was mutmasslich zum letztendlichen Aussterben führte. Neuere Funde deuten jedoch auf noch jüngere Vorkommen in Westrussland hin.

Ob sie die Giraffen beobachten? Die beiden Riesenhirsche auf dem Lewa-Flugfeld.

Höhlenbär / Ursus spelaeus
Der Name «Höhlenbär» bezieht sich vor allem auf den Fundort seiner fossilen Knochen. Nach heutigem Forschungsstand bewohnte jedoch der Höhlenbär nur während der Winterruhe Höhlen.
Zur Markierung oder besseren Orientierung in den Höhlen setze der Höhlenbär Duftmarken, indem er sich an den Wänden rieb. Die hierdurch verfärbten Stellen sind auch noch heute in einigen Höhlen sichtbar.
Wie bei den meisten ausgestorbenen Riesentieren der letzten Kaltzeit vermutet man, dass die sich ändernden klimatischen Bedingungen und die einhergehende Veränderung der Vegetation im Zusammenspiel mit dem Auftauchen des Menschen zum Aussterben des Höhlenbären führte. So haben Forscherinnen und Forscher auf seinen fossilen Knochen Schnittspuren gefunden, die darauf hindeuten, dass mit Werkzeugen Fleisch vom Knochen geschnitten wurde. Auch haben sie in einem Brustbein eines Höhlenbären eine abgebrochene Feuersteinspitze entdeckt. Damals bewohnten Menschen Höhlen und standen so in Konkurrenz zum Bären, welcher an einem geschützten Ort Winterruhe halten musste. Durch den Vegetationswandel wurde auch das Spektrum seiner rein pflanzliche Nahrung stark verändert. All diese Funde und Erkenntnisse unterstreichen das Zusammenspiel von Klima und Mensch, das zum Aussterben des Höhlenbären und anderen Riesentiere der damaligen Zeit führte.

Ein bisschen gfürchig: der Höhlenbär.

Wollnashorn / Coelodonta antiquitatis
Die nächsten heute lebenden Verwandten der Wollnashörner sind die Sumatra-Nashörner. In vielerlei Hinsicht ähneln sich die ausgestorbenen Wollnashörner und die heute noch existierenden Nashornarten, sowohl ihres Aussehens als auch vermutlich ihres Verhaltens.
Das vordere grosse Horn der Wollnashörner konnte eine Länge von rund 90 cm und ein Gewicht von 11 kg erreichen. Das hintere Horn war kleiner, bis 40 cm lang und 4,5 kg schwer. Abnutzungspuren am vorderen Horn lassen vermuten, dass die Wollnashörner damit den Schnee zur Seite geschoben haben, um an ihre pflanzliche Nahrung zu gelangen. Ausgewachsene Wollnashörner wurden mit grosser Wahrscheinlichkeit nur selten von Raubtieren angegriffen. Junge Wollnashörner wurden jedoch von Raubtieren erbeutet.
Wie bei den meisten ausgestorbenen Tiere der letzten Kaltzeit vermutet man, dass die sich ändernden klimatischen Bedingungen und die einhergehende Veränderung der Vegetation aber auch die Zuwanderung des Menschen zum Aussterben der Wollnashörner führte.

Wollig: die Wollnashörner.

Säbelzahntiger/Smilodon populator
Trotz seines Namens ist der Säbelzahntiger nicht näher mit dem Tiger oder auch anderen heute lebenden Grosskatzen verwandt. Neben Smilodon populator gab es noch zwei weitere Arten von Säbelzahntigern (Smilodon fatalis und Smilodon gracilis), wobei Smilodon populator die grösste der drei Arten war.
Säbelzahntiger wurden vermutlich nicht direkt vom Menschen bejagt, jedoch standen sie in Nahrungskonkurrenz zueinander. Dies, in Kombination mit dem Rückgang der grossen Beutetiere, sorgte wohl für das Aussterben der Smilodons. Mit seinen bis zu 28 cm langen Eckzähnen war er wahrscheinlich spezialisiert auf diese grossen Beutetiere. Um diese richtig einzusetzen, konnte der Smilodon sein Maul in einem Winkel von bis zu 113 Grad öffnen. Heutige Katzenarten schaffen lediglich einen Winkel von max. 66 Grad und haben somit ein viel breiteres Beutespektrum.

Auf grossen Tatzen: der Smilodon oder Säbelzahntiger.

Zürichbergstrasse 221
8044 Zürich
044 254 25 00

www.zoo.ch

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